HapKiDo Gütersloh

Eine Geschichte des HapKiDo

„Die drei Lehren sind eins“. Über die Ursprünge des HapKiDo.

Wie bei den meisten Kampfsportarten, so liegt auch beim HapKiDo nach unserer Meinung ein Teil der wahren asiatischen Ursprünge im Dunkeln. Einiges ist nicht bekannt, anderes wird aus Nationalstolz oder aus Ehrfurcht vor dem Meister und der Lehre verändert und verklärt. Anderes lässt sich einfach nicht klären, weil es darüber keine Aufzeichnungen gibt.
Wer kann denn schon sagen, wann erstmals in Korea ein Handgelenkhebel entdeckt wurde? Oder wie ist es wirklich gewesen: war Choi als Koreaner nun Diener, Sklave oder Adoptivsohn seines japanischen Meisters? Ja und dann gibt es noch das Internet, mit der Gefahr, das falsche Aussagen übernommen und schnell verbreitet werden. An einigen Stellen kommen uns also große Zweifel am Wahrheitsgehalt der traditionellen Erzählungen. Bitte berücksichtigt das, wenn ihr den nachfolgenden Text lest.
HapKiDo ist die Bezeichnung für eine koreanische Kampfkunst, deren Wurzeln in Japan und in Korea liegen. Sowohl die Form des heutigen Hapkidos, als auch der Name HapKiDo sind relativ jung und in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts entstanden. Die in diesem System enthaltenen Techniken selber sind etliche hundert Jahre alt und lassen sich zeitlich nicht genau einordnen.
Choi Yong- Sul, der Begründer des HapKiDo hatte zu Beginn des letzten Jahrhunderts langjährigen Kontakt zu Sokaku Takeda, einem berühmten Kampfkunstlehrer in Tokio.
Es gibt Quellen, nach denen Choi als Diener im Haushalt von Takeda ca. 30 Jahre lang lebte. Choi selber soll davon gesprochen haben, er sei von Takeda als Sohn adoptiert worden. Für diese Aussage habe ich aber keine Bestätigung gefunden. Zu damaligen Zeit waren Koreaner als Gastarbeiter in Japan generell absolut unterprivilegiert und gering geachtet. Dieses gespannte Verhältnis existiert teilweise bis zum heutigen Tag.
Wie auch immer: Takeda unterrichtete Daito-Ryo, ein Art des Aiki-Jujutsus. Einer seiner heute berühmtesten Schüler ist der Begründer des Aikido, Morihei Ueshiba.
So haben Aikido und Teile des HapKiDos in dieser Zeit ihre gemeinsamen Ursprünge.
Das japanische Schriftzeichen für Aikido hat die gleichlautende Bedeutung wie das koreanische Schriftzeichen für HapKiDo. Nämlich Hap oder Ai (Harmonie oder zusammen, gemeinsam), Ki (geistige Energie), Do ((geistige) Lehre, Weg).

 Hapkido                                                                     Aikido

1945 endete der zweite Weltkrieg für Japan mit der bedingungslosen Kapitulation, die wirtschaftlichen Verhältnisse waren schwer, Meister Takeda starb und so kehrte Choi 1945 nach Korea zurück und eröffnete dort seine erste Schule. Zunächst soll er das in Japan gelernte System unterrichtet haben. Dann entdeckte er traditionelle koreanische Techniken und kombinierte harten Techniken wie Schläge und Tritte mit den weichen Hebeln und Würfen und mit dem Umleiten und Ausweichen. Dieses System nannte er zunächst Yu Sul (weiche Kunst). Der Name HapKiDo (Harmonie – geistige Kraft – Lehre) wird erst seit den 60 er Jahren verwendet.
Heute wird HapKiDo unter verschiedenen Namen und in verschiedenen Stilrichtungen ausgeführt, z.b. als Shin-Moo Hapkido, Kuk suul won , Hwa Rang Do.
Es ist inzwischen weltweit verbreitet und je nach Ausführung decken die Stilrichtungen das Spektrum von Meditation bis hin zu reinem Sport ab. Auch gibt es Stile, die der traditionellen chinesischen Medizin verbunden sind und dabei die gesundheitlichen Aspekte stärker betonen.
Die Techniken selber, genauso wie die dahinterstehenden Philosophien sind deutlich älter als der Name HapKiDo. Verfolgt man die Prinzipien des HapKiDo zurück zu den Quellen, dann findet man Elemente des Buddhismus, des Taoismus und des Konfuzianismus, wie die buddhistische Vorstellung von Leerheit, das daoistische Prinzip des Fließens oder das hierarchische System vom Konfuzianismus. Das zentrale gemeinsame Element ist die Mittigkeit. Alle Bewegung geht vom Zentrum aus und führt dorthin zurück. Die drei Lehren sind eins. Das war ein Motto aus damaliger Zeit und es findet seine Bestätigung im HapKiDo.
Unser heutiges HapKiDo wäre auf einer Skala zwischen hart und weich etwa in der Mitte einzuordnen. Zwar kennt HapKiDo auch harte Techniken, wie Schläge und Tritte, aber die Selbstverteidigung und nicht der Angriff stehen klar im Vordergrund. Auch wenn die Selbstverteidigung für den Angreifer äußerst schmerzhaft sein kann, geht es nicht primär um die Zerstörung des Angreifers, sondern rein um die Abwehr des Angriffs. Am Besten in einer Weise, die den Angreifer dazu bringt, seine Angriffsabsicht aufzugeben.
So können mit Hilfe der HapKiDo-Techniken die Angriffe in weicher oder harter Art und Weise abgewehrt werden – ganz in Abhängigkeit von der Situation und von der Persönlichkeit.
Axel Pollmeier

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