HapKiDo ist eine Kunst der Selbstverteidigung – aber auch eine Art von Lebensphilosophie – die aus Korea stammt. Ihre Ursprünge liegen dabei in den Kriegskünsten, die sich im Laufe der Jahrhunderte im Raum um China und später in ganz Asien ausbreiteten.
Im 16. Jahrhundert wandelten sich die Kampfkünste in Asien auf breiter Front von einer praxisbezogenen Lehrmethode für den Kampf auf Leben und Tod zu einer spirituellen, erzieherischen Ausbildung. Beispielsweise wurde die Kunst des Schwertkampfes, KenJutsu, zum KenDo, zum „Weg des Schwertes“. Auch andere Kampsportarten erhielten schon bald die Endung „Do“, was so viel wie „Der Weg“ oder noch genauer „Die Lehre zur Erleuchtung, Selbstverwirklichung und Erkenntnis“ bedeutet.
Im Gegensatz zum Westen besitzt der Begriff der Kampfkünste („Martial Arts“) in Asien einen ganz anderen Sinn: Nicht der Sieg über einen Gegner ist das alleinige Ziel beim Studium der Kampfkünste, sondern auch der Sieg über sich selbst, die Überwindung der eigenen Schwächen und Mängel als permanente Lebensaufgabe. Hierbei gilt es, stets an seinen eigenen Unzulänglichkeiten, seiner Konzentrationsfähigkeit, seiner körperlichen Physis und seiner Selbstdisziplin zu arbeiten. Parallel dazu soll als Ziel die innere Ruhe und geistige Überlegenheit angestrebt werden. Ein bescheidendes, zurückhaltendes und zuvorkommendes Auftreten ist unbedingt notwendig, um jegliche Konfrontation zu vermeiden, denn auch „ein vermiedener Kampf ist ein gewonnener Kampf“ (Lao Tse).
HAP bedeutet „umfassend, zusammen“ was als „Harmonie zwischen Körper und Geist“ interpretiert wird. Es symbolisiert, dass ein Mensch zu allem fähig ist und über sich hinaus wächst, wenn sich Körper und Geist in einem harmonischen Einklang befinden.
KI bezeichnet die „körperliche und seelische Kraft“, die sich in Form von gebündelter, fließender Energie in Körpern befindet. Sie ist in jedem Körper vorhanden, kann aber auch aufgenommen, gesteuert und konzentriert übertragen werden.
DO ist der „endlose Weg“, der im Training zu beschreiten ist – aber auch der eigene Lebensweg und seine geistige Einstellung.
HapKiDo ist eine Kampfkunst koreanischen Ursprungs, die aus einer Vielzahl von asiatische Kampfsport- und Kampfkunststilen entstanden ist. Die genaue Herkunft lässt sich nur schwer ableiten, da sich viele traditionelle Bewegungsmuster und Techniken beispielsweise auch im Aikido, JiuJitsu, Judo, Karate, KungFu oder TaeKwonDo finden lassen. Auch deren genaue Herkunft ist über die Jahrhunderte hinweg betrachtet nicht mehr eindeutig voneinander trenn- oder belegbar.
Studiert man die Webseiten internationaler Schulen renommierter Meister und deren Fachliteratur, so finden sich erstaunlicherweise viele selbstbewusst dargestellte Entstehungsvarianten. Bei jeder Interpretation ist aber immer auch der Hintergrund der damaligen politischen Verhältnisse in ganz Asien (u.a. die japanische Besetzung Koreas) zu berücksichtigen. Konzentriert man sich bei der Analyse jedoch auf den Schwerpunkt der Ausführung der HapKiDo-Techniken, ist deutlich eine Verbindung japanischer, koreanischer und chinesischer Stile und Elemente erkennbar, die trotz aller politischen Widrigkeiten irgendeine Form eines gemeinsamen Trainings vermuten lassen.
Vor diesem Hintergrund ist HapKiDo als eine recht junge und moderne Kampfkunst zu bezeichnen, die auf den Kernelementen bewährter asiatischer Kampftechniken und Prinzipien basiert und durch durch Schnelligkeit, Effizienz und Präzision beeindruckt. Für die Techniken und das Zeremoniell werden koreanische Bezeichnungen verwendet, deren Schreibweisen und Aussprachen jedoch nach Ursprungsregion der Meister und Lehre allerdings je Verein voneinander abweichen.
HapKiDo bietet insgesamt eine sehr abwechslungsreiche aber auch für den Trainingsanfänger fordernde Mischung aus traditionellen Kampfkünsten und Kampfsportarten:
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Schlagtechniken und Fußtritte, die in dieser Form auch im TaeKwonDo, Karate und KungFu existieren.
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Wurf- und Hebeltechniken, die dem Stil des Aikido und JiuJitsu ähneln und zu einem harten Abschluss (Schlag oder Hebel) gebracht werden. Die gesamte Kraft des Angreifers wird entweder ins Leere geführt oder umgelenkt und konzentriert gegen ihn eingesetzt. Im Anschluss wird der Angreifer durch Gelenk- und Armhebel fixiert oder die Technik mit einer Schlag-/Trittkombination abgeschlossen.
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Dazu kommen noch verschiedenste Wurf- und Falltechniken aus dem Judo/Aikido.
Die Wettkämpfe unterteilen sich in technische Turniere (Formen, Technik, Bruchtest) und Kampfmeisterschaften, die in Form von Leichkontaktkämpfe nach Gewichtsklassen für Jugend und Erwachsene durchgeführt werden. Ähnlich den Wettkämpfen des TaeKwonDo und des Kickboxen – jedoch sind im HapKiDo auch Würfe, Fussfeger und Schläge/Tritte zum Kopf erlaubt.
Gerade die Kompliziertheit und Vielschichtigkeit der HapKiDo-Techniken und der Aufbau des HapKiDo-Systems machen den besonderen Reiz dieser koreanischen Kampfkunst- und Sportart aus.